Das Libretto ist gut, aber die Oper findet nicht statt.
Germano Celant, arte povera

YOLY
teatro isola della corona, 2020

Ein Objekt gleich einem dreidimensionalen Plakat aus gewöhnlichem, alltäglichem Material, aus Holz, Gips, Kunststoff, Papier ...
Eine Fläche eingeteilt in Kästchen, gefüllt mit verschiedenen Inhalten, mit Masken, Kronen und Kränzen – mit Metaphern.
Das Corona Insel Theater, ein kreativer Ort voller Geschichten. 

100 x 80 cm (130 x 80 x 70 cm)

-> zu den aufgeführten Stücken

• Improvisation auf der Barockblockflöte

Copyright und Urheberrechte liegen ausschliesslich bei den jeweiligen Künstlern

YOLY
jetztzeitbewältigung

Nachmittag. Alte Frau Heinisch in der Mitte einer Parkbank wirft Taubenfutter (aus dem Sichtfeld). Frau Heinisch lockend: HEINISCH:



Kommts nur, Tauberln, kommts nur, Grugrugrugruuuuu!

Ihr Hund Pinki, zu ihren Füßen, will gierig zu den Tauben hin. Sie hält ihn an sehr kurzer Leine.


Nix da, Pinki, du lasst die Tauberln in Ruh. Du bleibst beim Frauerl.

Großer Hund Rolf springt quer über die Bühne. Junger Herr Marinovics, geschoren, militant gekleidet, kommt nach, geht rufend durchs Bild, draußen wird er leiser: MARINOVICS:




Hierher, Rolf, komm zum Herrn! Bei Fuss jetzt! Da ghörst du her...!

Licht aus, sie schlafen.

YOLY
social distancing - elephants

YOLY
social distancing

Gerhard Ruiss
Corona-Zyklus
10 Gedichte

unangreifbar
corona, komm
krone, krönung
neuschöpfung
große portion
immun
wirkt schon. 

frühling 2020
huste nicht in kelche
niese nicht auf blüten
es könnte wer an ihnen riechen. 

ohne geringsten verdacht
haben wir alles schon gehabt
mit mildem verlauf
wir haben gar nichts gemerkt
und es wie immer gemacht. 

rangehen
zwei meter abstand
wir bleiben auf distanz
wir tauschen zärtlichkeiten aus
angenäherter
bis auf einen meter. 

die welt draußen
heute drei außenkontakte
jeder ein bringer
der zeitungsbringer
der gemüsekistenbringer
der packerlbringer
leider nicht immer. 

Isabel Termini
Corona & Covid – März 2020

Corona

Covid

Wiener Streitclub
Corona – Sterbehilfe für Kultur

Nach einer langen coronabedingten Zwangspause ging der Wiener Streitclub am 22.09.2020 in seine achte Runde. Der Streitclub versteht sich als demokratieförderndes Projekt, das eine niveauvolle und wertschätzende Debattenkultur pflegen will, in der kontroversielle Standpunkte im Sinne eines konstruktiven Disputes ausgetauscht werden.

CORONA – STERBEHILFE FÜR KULTUR
Der Lockdown bedeutete für die meisten Kulturschaffenden und kulturellen Einrichtungen eine Katastrophe – keine Veranstaltungen, kein Publikum, keine Einnahmen. Corona ist nicht nur ein Angriff auf unsere Gesundheit, es ist ein Angriff auf unser soziales und kulturelles Leben. Die Frage, ob Kultur einen Eigenwert hat oder primär unter dem Gesichtspunkt der ökonomischen Umwegrentabilität bewertet werden soll spitzte sich dabei im Gefolge der Coronakrise zu.
Bei diesem Streitclub ging es um die Probleme, die durch die Coronakrise für die Kulturschaffenden entstanden sind und darum, ob der Staat in dieser Situation genügend Unterstützung leistet. Das mündet schlussendlich in die Frage, was der Gesellschaft Kunst und Kultur wert sind und ob Kultur überhaupt eine Staatsaufgabe ist.
Input von:
Gerhard Ruiss, Autor und Schriftsteller, Geschäftsführer IG Autorinnen Autoren Diskussion mit:
Eva Blimlinger, Grüne Kultursprecherin im Nationalrat
Manfred Matzka, Aufsichtsratsvorsitzender der Bundestheater-Holding
Berthild Zierl, Präsidentin der Berufsvereinigung der bildenden Künstler Österreichs 
Ernst Kurt Weigel, Schauspieler, Regisseur, Autor und Intendant des Off-Theater Wien 
Moderation:
Katrin Fallmann, Trainerin für Debattierklubs an Universitäten und Schulen.

Gerhard Ruiss

Rede an die Teilnehmer und Teilnehmerinnen des Wiener Streitclubs über "Corona – Sterbehilfe für Kultur" am 22.9.2020:

Was das Schließen betrifft

Wie das Zugesperrt werden geht, wissen wir: Ohne Vorwarnung und Beachtung von "juristischen Spitzfindigkeiten" wie Grundrechten. Wie das wieder Aufsperren können geht, wissen wir auch: Mit großen Schwierigkeiten. Wie das neue Schließen aussehen wird, werden wir eher bereits in den nächsten Wochen als in den kommenden Monaten erfahren.

Die vorläufige Bilanz der Corona-Pandemie in Österreich sieht für die meisten Kunst- und Kultureinrichtungen so aus: Sechs Monate kein Bühnenbetrieb, davon vier Monate Komplettstillstand mit zwei Probemonaten oder sechs Monate keine Veranstaltungstätigkeit, davon vier Monate Komplettstillstand mit zwei, drei Testveranstaltungen, wie ein Spielbetrieb bei stark eingeschränktem Zugang zu Veranstaltungen ab September aussehen kann.

Die Sommersaison ist gerettet, die neue Normalität kann wiedereinsetzen. In Freitag-Pressekonferenzen – damit das Wochenende dazu genutzt werden kann, sich darauf vorzubereiten – verlautbart die Regierung, welche Maßnahmen gegen die Weiterausbreitung der Corona-Pandemie in Österreich jeweils ab Montag um 00:00 Uhr in Kraft treten.

Bei Schließungen funktioniert diese Form des Austauschs mit den Betroffenen perfekt: Es ist und bleibt zu, rechtlich und zur Wiedereröffnung funktioniert sie überhaupt nicht. Auch kleinste Einrichtungen haben vertragliche Verpflichtungen und Vorlaufzeiten und sollten wenigsten ein paar Wochen im Vorhinein wissen, welchen Handlungsspielraum sie haben. Das alles hat selbstverständlich auch Folgen für die Künstlerinnen und Künstler, die ihre Einnahmenquellen verlieren, wie für die 80 Prozent der Kunst- und Kulturbetriebe, die überhaupt keine Kunst- und Kulturförderungen der öffentlichen Hand erhalten und die nicht damit rechnen können, dass sie ihre nicht verbrauchten Subventionen behalten und für Umbauten und die Wiederinbetriebnahme verwenden dürfen.

Wenn sich bewiesen hat, wie das einmal durch den österreichischen Ex-Bundeskanzler Wolfgang Schüssel zum Ausdruck gebracht wurde, dass Österreich eine "Weltkulturnation" sein soll, dann in den letzten Monaten: Festspiele, die nicht spielen dürfen, bringen niemanden ins Land, Orchester und Chöre, die nicht reisen dürfen, sind keine Exportschlager. Sie alle verbrauchen und verschlingen jetzt das Geld, das sie nicht mehr verdienen. Um sich das leisten zu können, sind ihre Reserven zu gering und ist Österreich zu klein. Man kann sich, wenn es nur um den Nationalstolz geht, zwar auch darauf verlassen wollen, dass Dominic Thiem viel Geld mit Tennisturniersiegen verdient, aber weder sind seine Siege garantiert noch ökonomisch besonders breitenwirksam. Der Prestigeerfolg und die wirtschaftlichen Effekte in und auf Österreich von Spitzenorchestern und Spitzenchören hingegen lassen sich leicht errechnen.

Es gibt derzeit mehrere Denkansätze, wie man der Situation beikommt. Einer lautet, man muss die Hochkultur unterstützen, damit sie nicht noch mehr Geld braucht, das sie allen andern wegnimmt, eine zweite lautet, man kann den Künstlerinnen und Künstlern nicht mehr geben, als sie verdienen würden und muss daher ihre Bezugsleistungen aus den ihnen gewidmeten Unterstützungsfonds begrenzen, es geht hier um Zuschüsse von maximal 3000 bis 6000 Euro für das gesamte Jahr. Ein wieder anderer lautet, vom Direktor der Albertina Klaus Albrecht Schröder vertreten, man muss jetzt die Museen unterstützen und auf die Theater verzichten. All diese Ansätze kommen nicht weit. Sie haben aber eines gemeinsam, wenn die Theater spielen wollen, wenn die Museen offen haben wollen, wenn die Konzert- und Literaturhäuser Programm machen wollen, müssen sie dazu bereit sein, Verluste zu erwirtschaften, obwohl sie wieder aufmachen und veranstalten und spielen können. Aber, mit einem erheblich größeren und kostenintensiven Sicherheitsaufwand und mit weniger Einspielmöglichkeiten, Verlust von Werbeeinnahmen und Sponsorengeldern, und vor allem, abgeschnitten vom internationalen Publikum und internationalen Kooperationen.

Für geförderte wie nicht-geförderte Einrichtungen geben der Staat, die Länder oder Gemeinden den Handlungsrahmen vor, für geförderte Einrichtungen sind sie zudem Geschäftspartner. Man kommt mit einem Geschäftssitz innerhalb des Landes dem Staat, dem Land und der Gemeinde nicht aus und umgekehrt der Staat, das Land und die Gemeinde nicht ohne die Einrichtungen in ihrem Wirkungsbereich. Die Frage, warum ein Staat, ein Land oder eine Kommune überhaupt etwas für Kunst und Kultur tun soll, ist müßig, sie alle tun als Gesetzgeber und öffentliche Verwaltungen automatisch etwas für sie, die Frage ist lediglich, zu wessen Vorteil oder Nachteil, zum eigenen, zum anderen oder zum Vor- oder Nachteil von beiden, indem der eine vom anderen etwas oder eben nichts vom anderen hat.

Es wird in diesem Herbst und Winter keine Bälle geben und keine anderen Feste, bei denen Künstlerinnen und Künstler ihr Geld als U-Musikerin oder U-Musiker am Markt verdienen können, um ihre Existenz als E-Musikerin oder E-Musiker zu bestreiten. Was bleibt, sind unterfinanzierte und unterbezahlte einzelne Auftrittsmöglichkeiten. Virtuosität hilft nicht im Geringsten, schon bei einer geringen Gruppengröße bleibt für Proben und einen solchen Auftritt an einem mittleren Konzertort für jede und jeden nur noch irgendein Minimalbetrag über.

Streaming, die monatelange Hoffnung auf wenigstens eine virtuelle kulturelle Öffentlichkeit, Videokonferenzen als Ersatzversammlungsmöglichkeit, haben mittlerweile bei den meisten eher zu Frustrationen geführt als ihre anfängliche Faszination behalten. Sie kosten Geld, das nicht da ist, spielen nichts ein und werden vom Publikum nicht angenommen. Die einen gewinnen Kunst- und Kulturangeboten im Netz generell nichts ab und die anderen sind an Besuchen und nicht an Angeboten im Netz interessiert, sie wollen das Original sehen und keine Dokumentation davon, ob live oder aus dem Archiv. Und Videokonferenzen werden inzwischen von vielen als wesentlich aufwendigere und ineffizientere Austauschmöglichkeit als Beschlüsse in Umlaufverfahren empfunden.

Vielfach unterschätze Auswirkungen haben die Eingriffe durch Covid-Schutzmaßnahmen in Grund- und Freiheitsrechte auch auf den Kunst- und Kulturbereich. Es darf vor allem nicht zur neuen Normalität werden, dass Verbote das Übliche, und das Erlaubte und das Zugelassene als das Außergewöhnliche angesehen werden. Es reicht schon, wenn Aufführungen unter den Bedingungen der physischen und/oder räumlichen Distanzierung gespielt werden müssen, es muss nicht noch zudem dem Publikum verboten sein, sie im Theater zu sehen.

Seit es die Corona-Pandemie gibt, haben nicht nur Virologinnen und Virologen ausgiebig Raum und Möglichkeiten sie zu interpretieren, auch Politikberatungsunternehmen, Werbeagenturen und Werbeabteilungen haben alle Hände voll damit zu tun, ihren jeweils eigenen Umgang für sich und andere mit den Auswirkungen der Corona-Pandemie zu finden. Davon ist die Kulturwirtschaft nicht ausgenommen. So wurde beispielsweise die Mitte Oktober stattfindende Frankfurter Buchmesse angeblich nicht abgesagt, sondern schon vor dem Sommer als überwiegend digitale Messe angekündigt und nach dem Sommer als Messe ohne Aussteller, was letztlich heißt, es wird an Ort und Stelle kein Buch zu sehen sein und das immerhin bei der weltweit größten Buchmesse mit normalerweise rund einer halben Million ausgestellter Neuerscheinungen und rund 300.000 zahlenden Besucherinnen und Besuchern. Nach der bereits kurzfristig abgesagten Leiziger Buchmesse findet damit die zweite große deutschsprachige Buchmesse des heurigen Jahres nicht statt und, sollte auch noch die für November dieses Jahres geplante Buch Wien abgesagt werden, würde es, inklusive der Verschiebung der Leipziger Buchmesse 2021 von Mitte März auf Ende Mai eineindreiviertel Jahre lang keine Verkaufsausstellung von Büchern im und für den deutschen Sprachraum geben. Sollte die Buch Wien stattfinden, dann nur etwas mehr als ein Jahr nicht.

Was das Schließen angeht, war die österreichische Bundesregierung zu Beginn der Pandemie maximal effizient, sie hat Österreich vor allem davor bewahrt, als Land der Ansteckungsgefahr zu gelten. Jetzt wird gerade wieder neu aufgeteilt, wer wen zum Risikogebiet erklärt und wer wen voreinander warnt, und beginnt die Suche nach den Schuldigen wieder von Neuem, die Regierung als Schuldige nicht ausgeschlossen. Das ist politisch gefährlicher Unfug und daraus könnten und sollten wir lernen, wohin Sündenbockpolitik führt und dass weder die Unterstützung Hilfsbedürftiger den Schutznotwendigkeiten geopfert werden darf, noch die Freiheit der Sicherheit.

Was das Wiedereröffnen und das Offenhalten betrifft, sollte die österreichische Regierung aus den Fehlern des ersten Halbjahres gelernt haben und zuvorderst aus denen, dass Kulturpolitik ermöglichen heißt und nicht verhindern, zu unterstützen und nicht jemanden auszusetzen, zu kommunizieren und nicht zu verfügen, weiterzuentwickeln und nicht weiterzuverwalten und alles in allem, dass sie eine erstzunehmende eigenständige politische Aufgabe ist, der die maximal mögliche Aufmerksamkeit bei Regierungsbeschlüssen zukommen muss.

Was das unkoordinierte Vorgehen angeht, machen wir soeben wieder eine uns schon länger vertraute Erfahrung. Vor einer Woche wurde überfallsartig eine Zutrittsgrenze für Veranstaltungen in geschlossenen Räumen von 50 Personen ohne fixe Sitzplätze beschlossen, nunmehr, eine Woche später, gilt das bereits für 10 Personen. Bei einer solchen Rasanz von irgendwem mit irgendwem beratenen und beschlossenen Verfügungen, die nicht einmal eine Woche halten, ist es am besten, man sagt gleich alles ab und plant nichts Neues.

Wissen sollten wir aber, das kulturelle Geschehen, das aus dem realen Leben verschwindet, taucht in der digitalen Öffentlichkeit nicht wieder auf, es ist einfach weg und bleibt es. Ich werde also, so, wie viele andere von uns derzeit auch, wieder einen nächsten Aufruf verfassen, eine nächste Petition starten und einen nächsten Protest deponieren, so lange, bis selbst die fachblindesten Ministerinnen und Minister verstehen, dass ihre Entscheidungen auch noch andere Auswirkungen haben, als die, die sie für ihren eigenen Wirkungsbereich vorsehen, insbesondere, wenn es um eine Entwicklung geht, die jede und jeden von uns und sämtliche Lebensbereiche betrifft.

Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.

_____________
* Bundeskanzler Sebastian Kurz in der ZIB 2 am 6.4.2020

Eva Maria Indrak
das Wesentliche und das Verborgene
Mischtechnik auf Leinwand
80cm x 80cm, IV

Die Arbeitsabläufe
Die ersten Arbeiten zum Thema entstanden im Februar 2020, sie waren alle in den Farben rot, weiß und blau gehalten,- auf schwarzem Hintergrund. 

Im Verlauf des Frühlings veränderten sich die Betrachtungen des Wesentlichen, sie wurden erdiger, braun, - oder grau und undurchschaubarer,- aber auch gelb, - als ein neuer Aspekt im Raum.

Im Sommer 2020 kamen die beiden vorerst letzten Bilder zur Serie. Die Bewegungen der Elemente haben sich verändert, sie tauchen auch aus anderen Richtungen auf, - sie tragen neue Farben.

Renate Polzer
wie ein Tiger im Käfig ...
wie ein Sträfling hinter Gittern

Mai 2020

Technik / Material: Mischtechnik/Leinwand
4 Leinwände je 30x30 cm…..quadratisch
alle Arbeiten in gleicher Thematik 

16.3.2020
Die dringende Kur musste abgebrochen werden
Bis Mitte April war ich (wegen Alter und Lungenvorgeschichte) nur in meiner Wohnung und ging auf dem Balkon spazieren – wie ein Tiger im Käfig oder ein Sträfling hinter Gitter. Da es zu kompliziert war, konnte ich nicht einmal ins Atelier. Aber das Kopfkino war permanent in Arbeit, wie das bei mir immer bei einem gewissen Stillstand vorkommt und es entstanden auch zahlreiche Skizzen. Deshalb wurde es auch eine wirklich thematische Serie, die dann schnell umgesetzt war. Schon seit 2 Jahren hab ich mir vorgenommen, meine vielen Ausstellungen und Projekte etwas zu reduzieren. Jetzt bin ich wirklich „heruntergekommen“ und werde zwar arbeiten, aber auch meine Vorsätze in eine gute Richtung leiten.……………………………………………. 

Hahnrei Wolf Käfer betreibt einen Blog (hwkaefer.jimdo.com)
in dem täglich ein neues Kyoka veröffentlicht wird. Das Motto:

Ab heute Lürik!
Nicht zu klug, nicht zu schwürig.
Käfer kommentiert
        jeweils die Alltäglichkeit
        hier als eine Säglichkeit.

Auch bei der Corona-Pandemie beziehen sich die meisten
Gedichte auf Zeitungsmeldungen.

16.3.20 
Wozu der teure Test, 
wenn sich Corona auch so
feststellen lässt? Ich
        rate manchen Gestalten:
        Zehn Tag’ die Luft anhalten.

21.3.20
Was stellt man denn fest  
mit dem Antikörpertest?
Wer den bestanden
        hat, wenn mich nicht alles beißt,
        besteht nun nur noch aus Geist.

25.3.20 
Warum die Wiener 
jetzt zu Haufen mit einem
Beißkorb rumlaufen?
        Die waren, sag ich schmissig,
        doch immer schon recht bissig.

5.4.20 
Die käm wohl zu spät 
die Herdenimmunität.
Selbst täglich tausend
        Infektionen würden sich
        erst in zehn Jahren lohnen

12.4.20 
Verlangt wer von mir 
die Maske vorm Gesicht, sag
ich, ich beiß ja nicht
        und ich will doch nur spielen:
        Mit euren Angstgefühlen.

26.4.20
Doktor Trump erklärt,  
wer Desinfektionsmittel
injiziert, wird, was
        man spürt, bis aufs Skelett
        virenfrei desinfiziert. 

2.6.20
Hartnäckig hält sich  
der Virus und gefällt sich
in männlicher Form
        enorm. Ins Sächliche wird
        von dem kaum zurückmutiert.

31.8.20 
‘Corona-Gegner’ 
nennt ‘Heute’ die Maßnahmen-
Ablehner, obwohl
        sie kaum Leute verorten,
        die Covid befürworten.

20.9.20 
Zur Begrüßung Faust 
auf Faust, ein Ellbogencheck,
dass du nur so schaust,
        das haut dich um, der Schrecken
        sollte Abstand bezwecken.

27.9.20 
Covid-Test: ‘Gurgeln, 
vierundzwanzig Stunden’ Im
Standard gefunden,
        wo das Nützlichste stets steht.
        Klingt das nicht sehr nach Diät? 

shutdown 2020 / eins

lerne sie kennen, die
vier ecken deines zimmers.
dies ist dein reich, und zieht es
seine grenzen
um dein alleinsein.
lerne es kennen, das
alleinsein zwischen
den vier wänden deines zimmers,
ruhig
wie das wasser im tümpel,
wie am tümpel der reiher.

und zieht das reich die grenzen
um dein alleinsein enger und enger –
ein gürtel
ein halstuch
ein strick –
so schwer das atmen im
würfel deines zimmers,
während am tümpel
ruhig der reiher
und flattert sein federbusch
im wind. 

shutdown 2020 / zwei

dein fenster – die welt.
und kreisen
die augen der eingeschlossenen
über diesen
himmelsrichtungsrest.
die großstadt stillgelegt,
flugzeuge am boden,
autos abgestellt.
einsamkeit wächst als k(o)rone
auf deinem haar.
und siehst du der kälte zu, wie sie
knöchelaufwärts und sichtbar.
der himmel still.
die straße ruhig.
nachts der fuchs.
und trabt er langsam
an deinem haus vorbei. 

Pastellfarben auf schwarzem Aquarellpapier

"Manipulation der Autonomie", 2014
Acryl, Öl auf Leinwand, 175 x 147 cm

teatro isola della corona - die gesamte Inszenierung als Video

am Tag als ...

Meine Arbeiten stellen jeweils einen Gesichtspunkt des gesellschaftlichen Lebens in den Mittelpunkt, vergleichbar mit dem Ansinnen Ludwig Wittgensteins, das Wort, die Sprache im Bezug auf das Sein, die Wirklichkeit zu reflektieren.
Die Coronazeit lässt den Inhalt einiger meiner Vorcoronawerke noch intensiver werden.
Diese Zeit des „Aufsichzurückgeworfenseins“, der plötzlichen Stille, der aufgezwungenen Zäsur, seine Arbeiten nicht mehr frei präsentieren zu dürfen und der damit verbundenen Existenzangst, zwingt die Künstler, die Gesellschaft zum kurzfristigen Stillstand.

Meine Ausstellungen sind abgesagt ... trotz langer, intensiver und kostspieliger Vorbereitungen.
Der Sprung in die virtuelle Welt und deren Möglichkeiten, mich auszudrücken und bemerkbar zu machen, ist zu nutzen. 

Kunst findet ihren Raum in unseren Köpfen

In dieser Zeit des physischen social distancing bietet sich die Chance, auf andere Weise in die Kunst einzutauchen. Künstler und Museen können virtuell besucht werden und so kann sich die Freude darauf zu steigern, danach wieder Kunst mit allen Sinnen zu erfahren.

Vor- und Rückblick

Viele Ausstellungen konnten nicht eröffnet werden, doch neben den virtuellen Projekten hier drei Beispiele von Aktionen / Ausstellungen, die dennoch stattfanden: